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Hausaufgabe der Nachtschule April 2001
Fach: Zamonische Philosophie Aufgabe 48: Hat das Zomomin eine Seele? (Begründung) |
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![]() So kam ich auch schon in Bereiche, in denen ein neuer Wohnflügel für die ständig wachsende Zahl Schüler gebaut wurde. Dort arbeiteten mehrere Finsterbergmaden und ich schaute ein wenig ihrer Beschäftigung zu. Und wie schon so oft fragte ich mich wieder einmal, wie diese Wesen, bei denen ich mir sicher war, daß sie keine Nachtschüler waren, hier hin gekommen waren. Es gab ja außer dem großen Hauptportal mit dem Freiplateau davor keinen offiziellen Zugang und doch konnte ich mir nicht vorstellen, daß die Maden diesen Weg ganommen hatten. Nun gut, es wird ja auf Grund des großen Andrangs quasi seit Beginn an der Nachtschule gebaut, aber selbst wenn sie seitdem hier waren, muß es einen Zugang direkt in das unterhalb liegende Stollensystem geben. Außerdem hatte ich das Gerücht gehört, daß der Professor in der Anfangszeit seines Institutes Daseinsformen, denen er nichts mehr beibringen konnte, als letzten Test in den Berg und damit in das uralte Stollensystem entließ. In den Neubaugebieten fand ich allerdings keine Anzeichen für einen Zugang zu diesem Irrgarten, da alle diese neuen Abschnitte über einen Haupttunnel, von dem die einzelnen Wohnflure mit den Unterkünften der Schüler abgingen, erschlossen wurden. Einige Wochen später, als ich zu früher Stunde auf dem Weg in die Dunkelkammer war, kam mir an der Einbiegung zum Schulflur eine Meute dreckig lachender Stollentrolle entgegengestürmt, die wahrscheinlich gerade eben aus der Raucherecke geflohen waren. Um nicht niedergerannt zu werden, trat ich instinktiv einen großen Schritt in Richtig Stollenwand zurück bis meine Hacken gegen das feuchte Gestein stießen. Plötzlich bekam ich einen Schlag auf den Hinterkopf, von dem mir kurz schwarz vor Augen wurde, und ich hatte Glück, daß ich mich so eben noch mit einem hastigen Schritt nach vorne auf den Beinen halten halten konnte. Ich blickt mich um. Doch außer dem Gegröle der flüchtenden Stollentrolle, das aus einem Nebenstollen dröhnte, waren keine Anzeichen für weitere Lebewesen vorhanden. Ich war also alleine. Und doch hatte ich den Schlag nicht geträumt, wie mir der Schmerz in meinem Kopf mitteilte. Ich ging zurück zur Tunnelwand und schaute sie mir im diffusen Licht des Stollens genauer an. Das Gewölbe hatte nichts Auffälliges an sich und war mit Furchen und Rissen durchzogen wie jede andere Stelle in diesem Stollen auch. Ich hockte mich nieder um auch den unteren Teil zu inspizieren und stieß zufällig mit einem Knie gegen die Stollenwand. Doch was war das?!? Sie gab nach! Bevor ich die Situation ganz begriffen hatte, gab es einen dumpfen Knall, ich schreckte hoch und stieß mit ziemlicher Wucht ein weiteres Mal den Kopf. Nachdem ich einige Augenblicke benommen war, dreht ich mich wütend um und wollte gerade anfangen wie ein Zwergpirat zu schimpfen, als ich bemerkte, daß ich immer noch alleine war. Sogar der Lärm der Stollentrolle war verklungen. Vorsichtig drehte ich mich langsam wieder der Wand zu und stutzte. Aus der Wand ragte ein Brett oder eher eine Bohle!! Sie war in Kniehöhe an einer Querlatte befestigt und der obere Teil kam mir entgegen. Eine weitere Querlatte konnte ich auf Höhe meiner Augen ausmachen und von dieser hatte sich die Bohle wohl losgerißen. Ich schaute erstaunt in die Lücke. Die Bohle war mit dem unteren Ende gegen eine massive Holztür geschlagen. Zwischen der Tür und der künstlichen Wand lag ein enger Zwischenraum. Als ich näher an die Pforte herantrat, konnte ich im Halbdunkel ein Schild erkennen. |
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Auf dem ebenfalls hölzernen Schild war zu lesen: “AUSGANG”, und darunter, “Betreten für Unbefugte verboten!” Ich hatte also gefunden wonach ich suchte. Ich war neugierig und wollte durch den Zugang gehen und stellte überrascht fest, daß ein Schlüßel im Schloß steckte. Wer auch immer diese Tür zuletzt benutzt hatte, musste sich ihrer Tarnung sehr sicher gewesen sein. Auf Grund des Verbotsschildes zögerte ich kurz, öffnete die Pforte dann allerdings doch, schließlich war ich ja ein Nachtschüler und damit befugt! Ich nahm den Schlüßel mit und verschloß hinter mir sowohl die Bretterwand als auch die Tür. Nun war ich also in den Finsterbergstollen, von denen ich bis dahin nur Geschichten gehört hatte, und die meisten davon waren noch nicht einmal gut... Aber es konnte ja nicht schaden, ein wenig die nähere Umgebung des Durchgangs zu erkunden. Ich kramte meinen kleinen Notizblock und den Bleistift heraus, die ich immer dabei habe um spontane Ideen für die Hausaufgaben aufzuschreiben und fing an, während ich mich langsam von der Pforte entfernte, den Weg zu skizzieren. Ich erforschte und kartierte die Umgebung ein konzentrischen Kreisen um den Durchgang herum. Ich hatte gerade wieder einen vollendet, es mueßte einer mit ungefähr 100 Metern Raduis gewesen sein, und setzte mich kurz um neue Energie für den nächsten zu schöpfen, als ich ein leises Wimmern vernahm, das ich vorher mit meinen eigenen Schritten übertönt haben muß. Ich schaute mich um, doch die Stollen waren verwaist. Woher kam dieses Geräusch? Ich stand auf und ging in die Richtung, aus der ich meinte den Ton zu hören. Ich weiß bis heute nicht wirklich warum ich ohne weitere Vorsichtsmassnahmen einfach so in tiefer in das Stollensystem vordrang. Es mag an der Art der Stimme gelegen haben. Sie hatte einen ganz besonderen Klang. Oder besser gesagt, erzeugte ein ganz besonderes Gefühl. Ich hatte das Gefühl die letzte Hilfe zu sein, ohne allerdings den sportlichen Ehrgeiz der Rettungssaurier dabei zu entwickeln. Die Stimme klang zwar nach Leid, jedoch ganz ohne einen Unterton von Bedrohung oder Gefahr. Man kann es vielleicht vergleichen mit dem Jaulen und Wimmern von 100 Wolpertigerwelpen, von denen jeder ein Splitter in der Pfote hat. Ich folgte also der Stimme und an jeder Abbiegung schien sie stärker zu werden, bis sie schließlich durch Mark und Bein ging. Ohne zu wissen wie lange ich schon durch den Berg lief und ohne eine leiseste Idee der Orientierung, stand ich schließlich vor einer Offnung im Fels. Nun sind Offnungen im Fels nichts besonderes und schon gar nicht in den Finsterbergen, aber diese war anders, sie war ... untypisch. Die Finsterbergstollen haben in der Regel eine ziemlich glatte Innenfläche und der Querschnitt ist immer exakt rund und entspricht der Größe einer ausgewachsenen Finsterbergmade. Dieses Loch, vor dem ich stand, war jedoch roh behauen mit vielen Ausbrüchen und Vorsprüngen in den Wänden und hatte einen eher länglichen Querschnitt. Es schien ein natürlicher Spalt zu sein, der nachträglich relativ unfachmännisch mit grobem Werkzeug erweitert worden war. Genau aus dieser Ritze kam das Gewimmer, das inzwischen eher ein jaulendes Nebelhorn war, ohne mir jedoch in den Ohren zu schmerzen. Ich stieg immer noch frei von Furcht in den Spalt. Nach etwa 20 Metern, die sehr dunkel waren, da es hier keine Finsterbergalgen an den Wänden gab, kam ich in eine große Höhle. Zumindest vermutete ich es sei eine Höhle, da ich weder Wände unmittelbar um mich herum hatte, noch die Decke sehen konnte. Von der rechten Höhlenwand ging ein ungewohntes Licht aus. Es war nicht das grünliche Glühen der Algen, sondern eher ein weicher, goldener Schein der von dem Gestein ausging. Außerdem glitzerte die Felsoberfläche wie ein Sternenhimmel in einer klaren Nacht. Ein durch und durch friedliches Gefühl wollte sich in mir ausbreiten, wurde doch jäh durch das Heulen vertrieben. Ich ließ meinen Blick über die Wand schweifen und erschrak. Am Fuß der Wand lag ein menschliches Skelett! Ich näherte mich den Gebeinen und erkannte den eisernen Kopf einer Spizhacke, die darüber im Gestein steckte. Aber wer litt und jammerte? |
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Ich hatte gerade diese Frage gedacht, da hörte ich die Stimme sprechen. „Ich!” Fragend sah ich mich um, doch außer mir war niemand in der Höhle, wenn man mal von dem Skelett absah. „Zieh es raus!”, jammerte die Stimme weiter. Sie meinte wohl die Spitzhacke. „Zieh es rauuuus!” Ich ging näher an an das Metallstück heranund rüttelte daran. Im gleichen Augenblick stach mir ein Schrei durch den Kopf. „AUA!! Ziehen hab ich gesagt!” „`tschuldigung”, sagte ich unadressiert in den Raum. „Aber ein bißchen rütteln muß sein! Dafür ist es danach ja auch weg.”, versuchte ich zu beruhigen. Als keine Antwort kam, nahm ich das als Einverständnis und legte beide Hände um das freie Ende des Hackenkopfes. Unter vorsichtigem Rütteln zog ich den Dorn Stück für Stück aus dem Fels. Als ich das ehemalige Werkzeug schließlich entfernt hatte, erbebte alles um mich herum und der Boden schwankte unter mir. Es war jedoch kein normales Finsterbergbeben, wie ich sie in der Schule schon öfters erlebt hatte, sondern es war weicher und gleichzeitig erfüllte sich mein Bewußtsein mit einem langen Erlösungsseufzer. „Wer und wo bist Du?”, rief ich. „Und was war das eben?” „Immer der Reihe nach.”, meldete sich die nun sehr ruhige Stimme. „Zuerst einmal vielen Dank!” „Dann zweitens brauchst Du nicht so zu schreien, da ich Dich sowieso nicht hören kann. Denke einfach und ich werde Dich verstehen.” Der zweite Satz verwirrte mich etwas, doch als ich darüber nachdachte, viel mir auf, daß ich zu keiner Zeit ein Echo oder ein Hall gehört hatte, während des Gejammers, sondern immer nur die Stimme an sich. Daraufhin bemerkte ich ein zustimmendes Gemurmel in meinem Kopf. Also stellte ich die Frage nochmal, bzw. dachte sie. Die Antwort folgte prompt. „Ich bin das Zamonium und bin direkt vor Dir. Zum Teil zumindest. Ich bin, wenn Du so willst, das Herz, die Seele und das Gedächnis Zamoniens.” Wiederum konnte ich das Gehörte nicht deuten, und dachte daran, daß ich nur das Zamomin als einzig denkendes Mineral kannte. Der Gedanke fand eine unmittelbare Reaktion in Form eines Lachens in meinem Kopf. „Das Zamomin!”, sagte es verächtlich. „Jaja, das Zamomin. Dazu erzähle ich Dir eine Geschichte.” „Vor langer Zeit kam ein Mensch in diese Höhle, sein Name war Zoltepp Zaar. Er hatte viele Fragen und ich freute mich endlich mal mit jemandem direkt zu kommunizieren. Ich komme nämlich mit meinen Gedanken nicht durch die Gesteinsschichten, die ueber mir liegen und kann so dort oben nur indirekt Einfluß nehmen. Er war auf der Suchen nach einem Mineral, daß ihm alle Fragen beantworte und ich versicherte ihm, daß er es wohl gefunden habe. Ich gab ihm jedoch nicht auf alle seine Fragen Antworten, da zum Schutze Zamoniens und aller Zamonier eine Menge Fragen besser unbeantwortet bleiben. Nach unserem Gespräch verabschiedete er sich höflich und verließ den Raum mit wohlbedachten Schritten. Im Nachhinein hätte mich allerdings eine Frage vorsichtig werden lassen müssen. Er wollte gegen Ende unseres Gesprächs wissen, ob es möglich sei einen Teil von mir mit zu nehmen. Ich verneinte das, da Teilstücke nur gewissen- und seelenlose Abbilder von mir ohne großes Wissen sind. Sie haben zwar auch telepatische Fähigkeiten, aber damit hat sich die Sache dann auch.” „Kurze Zeit später kam ein anderer Mensch, der ziemlich erschöpft gewesen sein mußte. Er dachte die ganze Zeit nur an einen Schweißtropfen, der seinen Rücken herunterlief. Plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz und merkte, daß ein faustgroßes Stück von mir fehlte. Im selben Moment sah ich wie dieser Mensch sich auf den nächsten Schlag vorbereitete.” „Hast Du schon mal was von Schwarzen Blitzen gehört?” Ich glotzte. „Naja, sieht nicht so aus, wie stehts mit Blauen ?” Ja, die kannte ich und mußte sofort an die Geschichte des alten Wogerichs denken. „Ja, genau, das ist ungefähr richtig. Laß mich nur noch hinzufügen, daß die Seelen der Tratschwellen die Energie für die Blauen Blitze von mir bekommen, damit sie sich noch verabschieden können, bevor sie Zamonien entgültig verlassen.” „Aber zurück zu den Schwarzen Blitzen. Ich benutze sie normalerweise um mich gegen Eisenmaden zu schützen und demensprechend stark sind sie auch. Obwohl für sie die Schwarzen Blitze nicht mehr als ein Zeichen sind, daß sie besser in eine andere Richtung graben sollten. Für den Menschen waren sie leider tödlich. Aber es ist schließlich seine eigene Schuld! Leider haben sie nur eine sehr, sehr geringe Reichweite und so wartete ich, bis er mit seiner Waffe wieder angriff. Unglücklicherweise ein wenig zu lange und seitdem steckte dieser Dorn in mir.” „Aber warum so lange?”, dachte ich, „es gibt doch Lebewesen in den Finsterbergstollen.” „Ha! Finsterbergmaden kann ich höchstens verjagen. Und Stollentrolle?? Stolletrolle... Diese Gesellen sind von so einem einfachen Gemüt, daß sie imun gegen jegliche Art von Einflußnahme sind und freiwillig würde ein Stollentroll nie auch nur einen Finger rühren um mich von meinem Leiden zu erlösen. Deshalb mußte ich auf andere Hilfe warten, die ich ja zum Glück heute in Deiner Person gefunden hab.” Wir unterhielten uns noch eine Zeit lang über verschiedene Dinge, das sind allerdings andere Geschichten und sollen ein anderes Mal erzählt werden. Gegen Ende unseres Gespräches grübelte ich schon nebenbei darüber nach, wie ich wohl den Rückweg zu Schulstollen fände, als das Zamonium mich wissen ließ: „Ach, Hayabusa, ich habe noch ein kleines Zeichen meines Dankes für Dich. Tritt einen Schritt auf die Wand zu und halte die Hände auf!” Ich tat wie mir geheissen, ging näher zur Wand und formte eine Schale mit den Händen. Auf einmal floß etwa 50 Zentimeter oberhalb meines Kopfes eine zähe Flüssigkeit aus dem Gestein und ein Tropfen löste sich und viel direkt in meine Hände. Als ich in spürte war er schon erhärtet und hatte eine perfekt glatte, tiefschwarze Oberfläche, die mit feinen goldenen Schlieren durchsetzt war. Die schwarzen Flächen spiegelten überhaupt kein Licht, während die goldene Zeichnung fast von selbst zu leuchten schien. So ein Stein hatte ich noch nie gesehen. „Das ist Zamonit”, klärte das Zamonium mich auf. „Es kann zwar nicht selbst denken, aber es kann eine Verbindung zwischen Deinem und meinem Bewußtsein herstellen. Verwende es weise!” „Und nerv mich nicht Alltagsfragen!”, fügte es mit einem freundlichen Unterton hinzu. „Außerdem kann ich Dich damit zurück in die Nachtschule leiten, folge einfach Deinem Gefühl.” Ich bedankte mich und zwängte mich durch den Spalt in das Gangsystem der Eisenmaden. Als ich das erste Mal in einen Seitengang abgebogen war, erschütterte das stärkste Beben, was ich bisher erlebt hatte, den Berg. Es mußte ziemlich nah gewesen sein, dachte ich mir. „Du hast Recht.”, meldete sich die mittlerweile vertraute Stimme in meinem Kopf, „Ich habe nur den Spalt verschlossen!” Ich winkte dem Zamonium noch einmal mental zum Abschied und fand ohne Probleme den Weg in meinen Wohnstollen zurück. |
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11.04.01 | |||||||||||||||||||||
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